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WAS BEDEUTET SPONTANMOTORIK?

Ein Baby entwickelt sich motorisch in den ersten 12-18 Monaten nach einem bestimmten Muster, das alle Kinder durchlaufen. Man spricht hier von einem neuromotorischen Aufrichtungsprozess bzw. der Spontanmotorik. Das bedeutet, jedes Kind durchläuft in seiner Entwicklung ein bestimmtes Bewegungsmuster, das ihm dabei helfen wird, sich aufzurichten und sicher durch das Leben zu „gehen“. Diese Bewegungsmuster beobachten wir bei den Babys in der Rückenlage, wenn die Babys z.B. ihre Füße in den Mund nehmen, sich nach links und rechts drehen oder Dinge gezielt greifen können. Die Babys kommen hier in die größtmögliche Dehnung bzw. Beugung. 

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In Bauchlage erleben wir z.B., dass Babys sich sicher auf ihren Handtellern hochstützen oder ihr Gewicht auf eine Hand verlagern, um etwas zu greifen. Hier spricht man von der größtmöglichen Streckung der Wirbelsäule und des Rumpfes. Das Kind wird lernen sich aus diesen Positionen eigenständig zu drehen, koordiniert zu krabbeln und schließlich sicher durch den Raum gehen. Babys mit einem vollständig durchlaufenen Aufrichtungsprozess haben einen festen Stand und können ihr Gleichgewicht gut halten. Und nicht nur das Stehen und Gehen profitiert vom guten Aufrichtungsprozess. Es kommt zu einer sensorischen Integration der vestibulären Reize (Gleichwicht), der propriozeptiven (Wahrnehmung von Körperlage und -bewegung im Raum) und interozeptiven (Körperwahrnehmung) Reize und auch die visuellen und auditiven Reize profitieren von einem guten Stand und einer ausgeglichenen Haltung und Mitte. Die Sinne werden aufeinander abgestimmt und das Kind kann sich in seiner Umgebung körperlich wie auch sozial gut zurechtfinden.

Manche im Grunde gesunde Babys, durchlaufen diesen Prozess mit kleinen Abweichungen. Vielleicht fällt es dem Baby schwer sich auf den Bauch zu legen und sich in dieser Position zu halten. Es weint dann viel und hört erst wieder auf, wenn man die Lage verändert. Vielleicht mag es aber auch nicht auf dem Rücken liegen und das Wickeln ist von Anfang an schwierig und mit viel Widerstand verbunden. Manchmal fällt den Eltern auch auf, dass Ihr Baby zusätzlich nur in eine Richtung schaut und sich häufig überstreckt oder es ihm schwer fällt, einem Gegenstand mit seinen Augen zu folgen. Eltern sind auch manchmal verzweifelt, weil das Kind mit jeder Lageveränderung mit anhaltendem Schreien reagiert, oder es schläft und trinkt immer nur in einer bestimmten Haltung bzw. Lage. Manche Babys stützen sich zwar in der Bauchlage vom Boden ab, aber haben immer noch geballte Fäuste und der Kopf liegt sehr weit im Nacken. Wieder andere Babys werden von Ihren Eltern als passiv oder sehr „bequem“ empfunden. Es hebt seine Beine nicht und zeigt kein Interesse daran, seine Knie anzufassen oder seine Füßchen mit dem Mund zu entdecken. Diese genannten Beobachtungen geben Hinweise darauf, dass das Kind Schwierigkeiten hat, sich eigenständig gegen die Schwerkraft aufzurichten und den neuromotorischen Aufrichtungsprozess vollständig zu durchlaufen. Eltern haben meistens intuitiv den Eindruck, dass etwas mit Ihrem Baby bzw. Kleinkind nicht stimmt. Sie nehmen zusätzlich im täglichen Umgang mit dem Baby wahr, dass es unzufrieden ist oder sie haben Schwierigkeiten, die Bedürfnisse des Kindes zu „lesen“. Von anderen wird dieses Verhalten häufig als „Erziehungsproblem“ der Eltern bewertet und setzt betroffene Eltern zusätzlich unter Druck.

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